Saßen Sie schon einmal im Gerichtssaal und wussten nicht, ob Sie lachen oder entsetzt den Kopf schütteln sollten? Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche Situationen erlebt, in denen es mir genau so ging, manche davon machen mich selbst heute noch sprachlos. Beschuldigte, die Staatsanwälte und sogar Richter beleidigen. Rechtsanwälte, die frustriert ihre Akten durch die Luft werfen oder sogar Staatsanwälte, die beleidigt mitten in der Verhandlung den Saal verlassen, weil ihre Beweise von der Gegenseite in der Luft zerrissen wurden.
In Summe kann schlechtes Benehmen im Gerichtssaal durchaus dafür sorgen, die Chancen auf Erfolg nachhaltig zu senken. Egal ob man als Beschuldigter in einem Strafverfahren gilt, oder aber als Antragsteller in einem Zivilverfahren versucht eine Klage durch zu setzen. Der Gerichtssaal ist definitiv kein Ort für alberne Späße, Unhöflichkeiten oder sogar Handgreiflichkeiten. Hier geht es vielmehr um Gerechtigkeit und Fairness und mal ehrlich: Im Grunde wissen wir doch alle, dass es eine schlechte Idee ist, mit dem eigenen Schuh auf jemand anderen zu werfen.
Warum ist jedoch ein respektvolles Benehmen im Gerichtssaal so wichtig?
Grundsätzlich muss man immer daran denken, dass im Gerichtssaal Recht gesprochen wird. Das bedeutet, dass sich dort entscheidet, ob jemand schuldig oder unschuldig ist, welche Strafen derjenige womöglich bekommt und vor allem, dass auch jedem seine gesetzlichen Rechte zugesprochen werden können. Dies funktioniert jedoch nur, wenn man ein höfliches und respektvolles Auftreten an den Tag legt.
Es ist wichtig zu zeigen, dass man die Bedeutung des Gerichts und des Verfahrens anerkennt und dass man seine eigene Position versteht und diese auch ernsthaft vertritt. Tritt man jedoch ungebührlich auf, kommt zu spät oder zeigt sich ungepflegt, beleidigt vielleicht sogar Prozessbeteiligte, schmälert das die eigene Glaubwürdigkeit und schadet dem eigenen Anliegen. Die Chance auf eine negative Entscheidung des Gerichts steigt und man riskiert möglicherweise auch Ordnungsgelder oder andere Strafen.
Versetzen Sie sich doch einmal für einen Augenblick in die Rolle eines Richters und stellen Sie sich vor, sie hätten vor sich einen Menschen, der mit Beleidigungen wie im Kolumnentitel um sich wirft. Natürlich soll ein Richter neutral entscheiden, aber mal ehrlich: Könnten Sie das noch? Tatsächlich erlebte ich einmal einen Fall, in dem der Richter nach einer Weile die Verhandlung aussetzen und sich selbst für befangen erklären musste. Er war dermaßen oft beleidigt worden, dass er selbst von sich sagte, er könne nicht mehr neutral über den Angeklagten richten.
Vor Gericht sollte sich daher jeder selbst den Gefallen tun und Aussagen wie “Fick dich!” oder “Du bist nichts weiter, als ein korruptes Stück Scheiße.” tunlichst vermeiden. Und wenn Sie den Drang haben, dem Richter letztere Aussage bildlich vor Augen zu führen: Nutzen Sie lieber die Toilette, so wie jeder normale Mensch.
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Im Gegensatz zu sachlichen und neutral gehaltenen Artikeln, ist eine Kolumne ein subjektiverer und meinungsbetonterer Text eines Autors. Sie soll informieren, jedoch auch unterhalten und kann auch die persönliche Perspektive des Autors auf bestimmte Themen enthalten.