Harpien – Die Lüfte sind weiblich. Und unzufrieden.

Man kennt das: Ein laues Lüftchen weht, der Himmel zieht sich zusammen – und plötzlich ertönt ein empörtes Kreischen, das klingt wie eine Mischung aus Opernsängerin mit Zahnschmerzen und beleidigter Seemöwe. Keine Sorge, das ist kein Wetterphänomen. Das ist eine Harpyie.

Diese eindrucksvollen Damen der Lüfte – halb Vogel, halb Frau, ganz Drama – sind das, was passiert, wenn der Himmel einen schlechten Tag hat. Mit scharfen Krallen, messerscharfer Zunge und einem Blick, der sogar Drachen zur Paartherapie zwingt, gelten Harpien als Naturgewalt mit Meinung. Laut Meinung.

Gefiederte Furien mit Fluglizenz

Harpien sind ausgesprochen soziale Wesen – sofern man sich unter „sozial“ eine lautstarke Einfrau-Debatte über deine Lebensentscheidungen vorstellen kann. Sie versammeln sich gerne an schwer zugänglichen Klippen oder auf einsamen Berggipfeln, wo sie ungestört über das Weltgeschehen herziehen können („Was soll dieser ganze Fortschritt, früher war mehr Fluch!“).

Manche Experten behaupten, Harpien seien eigentlich missverstandene Naturgeister, die lediglich Ordnung in die Welt bringen wollen – indem sie sämtliche Ungerechtigkeiten mit einer Stimme anprangern, die Scheiben splittern lässt. Andere sagen: Sie haben einfach Spaß daran, Leute beim Picknick zu erschrecken.

Flugverhalten: Turbulent

Mit einer Spannweite, die selbst ambitionierte Windräder neidisch macht, und einer Wendigkeit, die an beleidigte Ballettlehrer erinnert, bewegen sich Harpien elegant durch die Lüfte – solange niemand ihnen widerspricht. Kommt es doch zum Streit (und das tut es, oft, regelmäßig, aus Prinzip), wird der Himmel dunkel und das Wetter persönlich.

Manch ein Seefahrer schwört, dass er nur überlebt hat, weil er der Harpyie recht gegeben hat – obwohl sie behauptete, sie hätte das Rad erfunden. Das zeigt: Flexibilität ist im Umgang mit diesen Lüftediven das A und O.

Harpien sind ein lebendiges Beispiel dafür, dass man mit Haltung, Stimme und einem gesunden Maß an Weltverachtung viel erreichen kann – zumindest Aufmerksamkeit. Sie mögen kein leichtes Gemüt haben, aber wer ihnen mit Respekt (und vielleicht einem dargebotenen Spiegel zur Selbstbetrachtung) begegnet, erlebt ein Wesen, das ebenso faszinierend wie furchteinflößend ist.

Und solltest du das nächste Mal beim Wandern einen Schatten über dir bemerken, begleitet von einem energischen „Also DAS hätte ich ja anders gemacht!“ – keine Sorge. Die Harpyien sind zurück. Und sie haben eine Meinung zu deinem Rucksack.