So ziemlich jeder hat von ihm gehört. Den berühmt-berüchtigten Serienkiller aus dem viktorianischen London: Jack the Ripper. Um das Jahr 1888 herum erschütterte er mit einer Reihe von Morden die Stadt. Doch was kaum einer zu Wissen scheint, ist, das er zu der Zeit nicht der einzige Serienmörder war, der Londons Straßen unsicher gemacht hat. Die Rede ist von dem Thames Torso Mörder.
Vorweg an unsere Leser mit sanfteren Gemüt: Diese Story enthält Inhalte, die auf einzelne eine verstörende Wirkung haben könnte.
Die Thames Torso Morde waren deshalb schwierig, weil diese zur gleichen Zeit stattfanden, als Jack the Ripper in den Slums von Whitechapel in London Frauen ermordete. Experten gehen aber bis heute davon aus das die Thames Torso Morde, trotz einiger Ähnlichkeiten zu den Ripper-Morden, nichts mit dem berüchtigten Mörder zu tun haben soll, da die Art der Verstümmelungen an den Opfern sich deutlich unterschieden. London hatte also unglaublicher Weise zwei Serienkiller, die zur selben Zeit Frauen ermorden und verstümmeln.
Es gibt vier primäre Fälle, die dem Thames Torso Mörder zugeschrieben werden. Allerdings werden auch weitere Morde mit ihm in Betracht gezogen. Der erste der vier Verbrechen ist bekannt als das Rainham Mysterium. Arbeiter ziehen im Mai 1887 ein umwickeltes Bündel aus der Thames und waren entsetzt, als sie einen Frauentorso darin entdeckten. Körperteile, die zu der Frau gehörten, wurden in ganz London verteilt aufgefunden und medizinische Experten konnten den Körper größtenteils Rekonstruieren. Der Kopf und obere Teil der Brust wurde jedoch nie gefunden. Die Ermittler und medizinischen Experten sagten aus, dass der Täter ein gewisses Maß an Wissen über Anatomie und chirurgischen Eingriffen haben muss.
Am 11. September 1888, ein gutes Jahr nach dem ersten Fall und gerade einmal drei Tage nachdem Jack the Ripper in einer Nacht zwei Frauen ermordete und danach verschwand, wurden weitere abgetrennte Körperteile entdeckt. Zuerst wurde angenommen, das es ein Streich von medizinischen Studenten war, doch als Wochen später auf einer Baustelle, die künftig ironischerweise das Scotland Yard werden sollte, abermals ein Frauentorso gefunden wurde, war klar das es sich hierbei um einen Mord und keinen schlechten Scherz handelte.
Ein Reporter suchte die Umgebung der Baustelle Tage später erneut mit seinem Hund ab und fand ein abgetrenntes Bein das in der Nähe vergraben war, sehr zum Schock der Ermittler, die zuvor alles mit Spürhunden abgesucht hatten.
Wenig überraschend brachten die Zeitungen das Whitechapel Mysterium mit Jack the Ripper in Verbindung, auch wenn die Ermittler davon ausgingen, das die Thames Torso Morde nichts mit Ripper zu tun haben. Zudem schrieb der vermeintliche Jack the Ripper folgenden Brief an die Central News Agency:
»Dear Friend, in the Name of God hear me. I swear I did not kill the female whose body was found at Whitehall. If she was an honest woman, I will hunt down and destroy her murderer. If she was a whore God will bless the hand that slew her. for the women of Moab and Midian shall die, and their blood shall mingle with the dust«
Zusammengefasst übersetzt soll der vermeintliche Jack the Ripper der Nachrichtenagentur also geschrieben haben, dass er die Morde in Whitehall nicht begangen habe und das er, sollte das Opfer eine ehrbare Frau gewesen sein, er den Täter jagt und zerstört. Sollte es sich bei der Frau aber um eine Prostituierte handeln wird Gott den Mörder segnen.
Für die Einwohner Londons machte dies am Ende jedoch schlichtweg keinen Unterschied. Sie bekamen verständlicherweise Angst vor dem, was in der Dunkelheit passieren könnte, Misstrauten ihren Nachbarn und jedem Fremden, den sie trafen, denn wer wusste schon, wen es als Nächstes treffen könnte.
Die Mediziner, die den Fall mit Untersuchten erklärten, das die abgetrennten Körperteile von jemanden abgetrennt wurden, der sich damit auskannte. Ermittler glaubten, der Mörder könnte vielleicht ein Schlachter oder ein so genannter »Knacker« sein. Ein Beruf in der Zeit, der sich darum kümmerte, tote Tiere, hauptsächlich Pferde, von den Straßen Londons zu entfernen, indem diese klein geschnitten und auf die Ladefläche einer Kutsche verbracht wurden.
Danach wurde es eine Weile still. Jack the Ripper war zu der Zeit bereits verschwunden und auch der Mörderer in unserem Fall hat sich eine Weile nicht gerührt. Doch unglücklicherweise und anders als Jack, war der Thames Torso Mörderer noch nicht fertig mit seinem blutigen Werk.
Am 4 Juni 1889 wurde erneut ein Torso einer Frau aus der Thames gezogen, diesmal bei Horselydown direkt neben der berühmten Tower Bridge. Zudem wurde ein weiteres Körperteil, vermeintlich als kranke Referenz, über den Zaun auf das Shelley Estate geworfen, das Zuhause von Mary Shelley, der Autorin von Frankenstein. Auch wenn Ihr Kopf leider nie gefunden wurde, konnte das Opfer als Elizabeth Jackson identifiziert werden. Eine obdachlose Prostituierte, die im 8. Monat schwanger war.
Das letzte Opfer der vier Fällen wurde nur 3 Monate später am 10. September 1889 entdeckt. Ein Polizist fand den Torso einer Frau während seines Dienstes in der Pinchin Street. Die Ermittler, die an dem Ripper Fall arbeiteten, glaubten zuerst, dasd es sich um die Arbeit von Jack the Ripper gehandelt hat, aber letztendlich wurde das Opfer dem Thames Torso Mörderer zugeschrieben, da die Art der Verstümmelung den anderen drei Opfern glich. Ihre Identität wurde nie aufgedeckt und die restlichen Körperteile wurden nicht aufgefunden.
Neben diesen vier Hauptfällen gibt es einen Fall, jeweils in Battersea und Tottenham Court, die dem Mörder in unserem Fall zugeschrieben werden könnten, doch auch diese Fälle konnten nie wirklich aufgeklärt werden.
Wer waren diese Frauen? Wer war der Mörder und warum hat er die Körperteile an scheinbar zufälligen Orten der Stadt geschafft? Eine Theorie ist, dass es sich bei dem Thames Torso Mörderer schlichtweg um Jack the Ripper handelt. Die Polizei hat diese Theorie jedoch mehrfach abgelehnt und angegeben das es keine Verbindung zwischen den beiden Mördern gibt. Doch eines haben die beiden letztendlich gemeinsam: Wir werden wahrscheinlich nie herausfinden können, wer diese grausamen Taten begangen hat …
[E. Nightingale]