Das Trial: Wer “kocht” besser?

Manche lieben sie, manche hassen sie, doch jeder kennt sie: Kochshows. Wer verwendet die richtigen Zutaten auf die richtige Weise und entscheidet den Wettbewerb für sich? Tatsächlich ist es in einem Trial sehr ähnlich. Auch hier wetteifern Anklage bzw. Verteidigung darum, den Richter von sich zu überzeugen und so am Ende ein gerechtes Urteil zu erhalten.

Der letzte Schritt in der 3-stufigen Prozesskette beginnt bereits in der Vorbereitung. Beim Kochen nennt man dies “Mise en Place” und bedeutet nichts anderes, als dass die Beteiligten ihre Argumente, Beweise und Zeugen festlegen. Dabei ist die richtige Auswahl und Dosierung entscheidend. Man erlebt immer wieder Anwälte, die einfach blind alle Beweise in den Ring werfen, die sie zur Verfügung haben. Dabei riskieren sie allerdings auch, dass der Prozess langatmig und eintönig wird und selbst der Richter irgendwann übersättigt ist. Außerdem können wichtige Beweise verloren gehen oder Argumente unklar bleiben. Die richtige Strategie ist hier das Entscheidende.

Bei der Eröffnung des Prozesses hat der Richter die Aufgabe, den Ablauf zu steuern und dafür zu sorgen, dass sich alle Beteiligten an die Regeln halten sowie auch die gesetzlichen Rechte des Beschuldigten eingehalten werden. Er stellt die Parteien vor, klärt worum es geht und sorgt für notwendige Ordnung, bevor er das Wort der Staatsanwaltschaft für die Verlesung der Anklageschrift übergibt. 

Der wichtigste und zentralste Teil des Prozesses ist natürlich die Beweisaufnahme, vergleichbar mit dem eigentlichen Kochen und richtigen Kombinieren der Zutaten. Hier zeigt sich, wer in der Vorbereitung die richtige Wahl getroffen hat, strategisch besser entschieden hat und insgesamt geschickter in der Präsentation der Beweise bzw. Zutaten ist. Für den Richter ist entscheidend, dass alles so präsentiert wird, damit er alle notwendigen Informationen erhält, um ein gerechtes Urteil fällen zu können. 

Nach der Beweisaufnahme präsentieren dem Richter beide Köche noch einmal ihr Gericht und ihre wichtigsten Zutaten im Schlussplädoyer. Dies ist die letzte Möglichkeit um ihn von ihren Argumenten, Beweisen und Zeugen zu überzeugen und das Urteil zu ihren Gunsten ausfallen zu lassen. Das Auge isst nun einmal mit und das richtige Anrichten kann die Entscheidung beeinflussen.

Sie sehen, der Vergleich des Trials mit einem Kochwettbewerb kann durchaus schmecken, sofern Sie mir dieses Wortspiel erlauben. In unserem Rechtssystem glauben wir durchaus an die Wichtigkeit von Beweisen, also der richtigen Zutaten, ohne die ein fairer Prozess nicht möglich wäre. Doch glauben wir eben auch an den Wettbewerb. Zwei Seiten, die sich nicht nur mit Beweisen, sondern auch mit Argumenten bewerfen und so versuchen, das Gericht des Konkurrenten zu versalzen. Diese Kombination aus Zutaten und den Fähigkeiten der Anklage bzw. Verteidigung sorgen am Ende für ein gerechtes Urteil.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Im Gegensatz zu sachlichen und neutral gehaltenen Artikeln, ist eine Kolumne ein subjektiverer und meinungsbetonterer Text eines Autors. Sie soll informieren, jedoch auch unterhalten und kann auch die persönliche Perspektive des Autors auf bestimmte Themen enthalten.