Es ist später Nachmittag und die Sonne taucht Los Santos in ein warmes Licht. Während viele Menschen ihren Arbeitstag beenden, beginnt im »Aiden‘s Shelter« die vielleicht wichtigste Phase des Tages. Die gemeinnützige Organisation hat sich der Unterstützung von Obdachlosen und hilfsbedürftigen Menschen verschrieben. Heute begleite ich das Team des Shelters einen Tag lang – von der Abholung eines frisch entlassenen Häftlings bis hin zu den zahlreichen anderen Hilfsangeboten, die diese Organisation bietet.
Gleich zu Beginn meiner Arbeit, werde ich von den Streetworkern des Shelters in Empfang genommen. Ihr Auftrag ist es, bedürftige Personen nicht nur zu versorgen, sondern ihnen auch einen Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu ebnen. Heute steht eine ganz besondere Aufgabe auf dem Plan: die Abholung eines ehemaligen Häftlings aus der Bolingbroke Strafanstalt.
Der Weg zur Strafanstalt ist lang, doch die Stimmung im Auto ist überraschend heiter. Die Mitarbeiter unterhalten sich lebhaft und tauschen Geschichten aus ihrer täglichen Arbeit aus. Es wird viel gelacht, und die Vorfreude ist spürbar. »Das ist der beste Teil unserer Arbeit«, erzählt mir einer der Streetworker, während er das Steuer fest in den Händen hält. »Wir freuen uns darauf, diesen Menschen einen neuen Start zu ermöglichen. Es ist unglaublich erfüllend, sie dabei zu unterstützen, wieder auf die Beine zu kommen.«
Als wir an der Haftanstalt ankommen, wird uns der ehemalige Insasse übergeben – ein Mann in den späten Dreißigern, der nach Jahren hinter Gittern wieder in die Gesellschaft zurückkehren soll. Er wirkt nervös, eventuell auch ein bisschen überfordert von der neugewonnenen Freiheit, die vor ihm liegt. Sie begrüßen den frisch entlassenen Häftling mit einem warmen Lächeln und aufmunternden Worten. Der Mann zeigt sich erleichtert und vielleicht sogar ein wenig überrascht von der herzlichen Begrüßung.
Zurück im Shelter wird er von den Mitarbeitern weiter begleitet und sofort mit den notwendigsten Dingen versorgt. In der Kleiderkammer bekommt er saubere, passende Kleidung. »Diese Spenden sind für viele der erste Schritt in ein neues Leben«, erklärt mir eine Mitarbeiterin. Es ist berührend zu sehen, wie ein so einfacher Akt wie das Anziehen frischer Kleidung eine so große Wirkung auf jemanden haben kann.
Auch für eine warme Mahlzeit ist gesorgt. In der Suppenküche riecht es heute verlockend nach frischem Brot und Eintopf, eine Mahlzeit von einer der vielen Gastronomien, die regelmäßig Spenden an das Shelter liefern. Während der Mann isst, wird ihm geduldig erklärt, welche Schritte als nächstes folgen: die Einrichtung eines Bankkontos, das Finden einer Unterkunft, das Beantragen von Sozialleistungen. Jeder dieser Schritte ist entscheidend, um ihm eine stabile Grundlage für seinen Neuanfang zu bieten.
Ein besonderes Highlight des Tages ist die Stadtrundfahrt, die der Shelter für frisch entlassene Häftlinge organisiert. Dabei werden wichtige Anlaufstellen wie die Fahrschule, Behörden, Unternehmen und mögliche Arbeitgeber angefahren. »Es ist wichtig, dass sie sich in der Stadt zurechtfinden und wissen, wo sie hingehen können«, sagt einer der Streetworker. Die Fahrt durch die Straßen Los Santos gibt dem ehemaligen Häftling nicht nur einen Überblick, sondern auch ein Gefühl dafür, dass er in dieser Stadt einen Platz hat, an dem er willkommen ist.
Nachdem alle wichtigen Stationen durchlaufen sind, wird dem Mann eine Unterkunft im Shelter angeboten. Er zeigt sich sichtlich dankbar für die Unterstützung, die ihm hier entgegengebracht wird. Die Streetworker versichern ihm, dass sie auch weiterhin für ihn da sein werden – bei Fragen, Problemen oder einfach, um zu reden.
Der Tag war lang, und doch ist dies nur ein kleiner Ausschnitt der Arbeit, die im »Aiden’s Shelter« täglich geleistet wird. Diese ersten Aufgaben im Shelter haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, nicht aufzugeben, sondern ihnen die Hand zu reichen und sie zu begleiten.
Verpassen Sie nicht den zweiten Teil:
Nachdem ich miterleben durfte, wie »Aiden‘s Shelter« einem frisch entlassenen Häftling den Weg zurück ins Leben ebnet, geht mein Tag in der Organisation weiter.